Marianne Krogh (Hrsg.): Connectedness

 

(c) Strandberg Publishing
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Herausgeberin: Marianne Krogh
Verlag: Strandberg Publishing
Erschienen: 2020
Seiten: 416
Preis: € 38,20
ISBN: 9788793604865
Rezensentin: Barbara Lemberger

 

 

 

 

Verbunden sein, heißt teilen!

Connectedness is about sharing.“ Das ist Befund und zugleich Botschaft aller Beiträge im vorliegenden Band, deren Autor*innen überwiegend in den Bereichen Philosophie, Science and Technology Studies, Sozialanthropologie, Naturwissenschaften, Kunst und Architektur verortet sind. Neu ist diese Erkenntnis zumindest den Beiträger*innen nicht, schließlich befassen sie sich teils seit Dekaden mit der Frage, was das Menschliche ist und wie es sich ins Verhältnis zum Nichtmenschlichen setzt sowie damit, wie das vom Menschen als Nichtmenschliche Definierte wiederum das Menschsein bestimmt. Das Anliegen aller (englischsprachiger) Texte ist jedoch, der Leserschaft die Dringlichkeit dieser einfachen wie wahren Aussage – Verbundenheit bedeutet teilen – vor Augen zu führen.

Anlass der vorliegenden Publikation ist die laufende 17. Architekturbiennale in Venedig, auf der die Herausgeberin Marianne Krogh den nationalen Ausstellungsbeitrag Dänemarks kuratiert.[1] Die offizielle Leitfrage dieser Biennale lautet: „Wie werden wir in Zukunft zusammen leben?“ und die Antwort des dänischen Architekt*innenteams ist: im Bewusstsein über unser planetarisches, existenzielles Abhängigkeitsverhältnis. Erkennt die Menschheit das nicht an und handelt entsprechend, wird sie samt unserer Erde schon bald zugrunde gehen. Zur Darstellung dieses Szenarios wählten die Architekt*innen das Element Wasser und zeigen es im Sinne eines totalen Phänomens, das nicht nur Leben an sich symbolisiert, sondern zugleich die existenzielle Verbundenheit allen Lebens aufzeigt.[2] Wasser kennt keine Grenzen, weder physisch noch zeitlich, es fließt immer und überall, ohne Wasser gibt es kein Leben, ebenso bekommt zumindest der menschlichen Spezies ein Zuviel an Wasser nicht. In Erweiterung der Ausstellung hat Marianne Krogh nun dieses eigenständige Buch mit 94 Einträgen im Stile eines Nachschlagewerks konzipiert, das die Bedeutung von „connectedness“ aus verschiedenen Perspektiven ausleuchtet, und, so könnte man sagen, diese Idee der existenziellen Verbundenheit selbst zu einer Querschnittsperspektive auf Ökologie, Dinglichkeit, Gesellschaft und Politik machen möchte.

Damit ist nichts Geringeres gemeint, als in einem ersten Schritt ein neues Vokabular für das Sprechen über den Zustand der Erde und ihre noch vorhandenen Ressourcen zu schaffen, um dann in einem zweiten Schritt angemessen über Fragen von sozialer und juristischer Gerechtigkeit, Identitäten, Werte, Verantwortlichkeiten urteilen zu können. Denn eine neue Zustandsbeschreibung aus der sprachlichen Warte von Bio- und Zoologie, von Geowissenschaft und Klimatologie – und nicht mehr mit dem Vokabular kapitalzentrierter Ausbeutungs- und Wertschöpfungsabsichten –, lotet die Möglichkeiten der menschlichen Weiterexistenz unter den neuen (verschlechterten) Bedingungen realistischer und angemessener aus. Im Folgenden stelle ich exemplarisch vier Einträge näher vor.

Macht euch verwandt und koexistiert!

Ein Beispiel für eine neue Begriffsarbeit mit dem Ziel zur Umlenkung im menschlichen Umgang mit lebenswichtigen Ressourcen sind die Praxis und das Konzept von „Care“/Sorge(arbeit) (94-99). Plausibel erläutert Joanna Latimer, ausgebildete Krankenschwester, Soziologin und heute Direktorin der Science and Technology Studies Unit in York, Großbritannien, wie die menschzentrierte Semantik auf diesem Denk- und Handlungsfeld umzudeuten ist im Dienste der menschlichen Weiterexistenz. Die Wissenschaftlerin, die das Anthropozän als eine „Krise der Sorge“ beschreibt, sieht hier die notwendige Verbündung mit einem Verhältnis, das der neoliberale, emanzipierte, ‚westliche‘ Mensch schon längst überwunden glaubte: die Bedeutung von Verwandtschaft. Für ihre Argumentation zieht Joanna Latimer Befunde von Marilyn Strathern, einem Urgestein der modernen Verwandtschaftsforschung, heran. Ihre weltweit rezipierten Arbeiten haben wesentlich dazu beigetragen, uns bewusst zu machen, dass Verwandtschaft nicht gegeben, sondern immer gemacht ist. Selbst innerhalb der biologischen Verwandtschaft muss dieses Verhältnis immer wieder in gegenseitiger Sorge umeinander erneuert werden, um ihre Vorzüge ökonomischer, emotionaler oder praktischer Art genießen zu können. Teils können wir selbst bestimmen, wen wir als Verwandte wählen und „behandeln“, teils sind wir existenziell auf unsere biologische Verwandtschaft angewiesen und an sie gebunden. Verwandtschaft bedeutet Nähe und Differenz zugleich. Joanna Latimer zufolge muss der Mensch am besten sofort dieses Wissen über das Verwandt-Sein und seine Praktiken dahingehend aktivieren und sich von einem hierarchischen Denken befreien hin zu einem: „sich verwandt machen mit allem anderen Leben“ (97). Das bringt mit sich, dass, wenn wir Menschen unsere Verwandtschaft mit Regenwürmern, Mineralien, Gräsern, Bäumen, Erden, Bakterien, Wasser anerkennen, hierarchisches, anthropozentrisches Denken abbauen und die genannten nichtmenschlichen Genoss*innen nicht weiter als Minderwertigeres, und damit schlecht behandeln, sondern uns ihnen in angemessener Weise zuwenden und uns um sie sorgen. So könnte sich die Menschheit ihr terrestrisches Überleben doch noch sichern, denn durch unsere pflegliche Behandlung geben uns die Verwandten beispielsweise einen fruchtbaren, anpflanzungsfähigen Boden zurück, so Joanna Latimers These vom ‚Sich-verwandt-Machen‘.

In eine ähnliche Richtung weist Rosi Braidottis Handlungsanweisung zur „coexistence“ (118-122). Heute ist es Konsens, so Braidotti in ihrem Einleitungssatz, dass die Menschen (the humans) lernen sollen, mit dem Nichtmenschlichen, sowohl hinsichtlich der organischen (Tiere, Pflanzen, dem Planeten als Ganzes) als auch der anorganischen (Techno-Netzwerke, Algorithmen usw.) Art, koexistenziell, also in Kollaboration, Gemeinschaft, gemeinsamem Handeln zusammenzuleben. In dem Beitrag erläutert die in Utrecht ansässige und der spinozianischen Tradition verpflichtete Philosophin italienisch-australischer Herkunft, die sich seit Jahrzehnten mit der Frage „Was ist der Mensch?“ auseinandersetzt, ihr entsprechendes Modell: In ihrem beeindruckenden Oeuvre hat sie bereits von verschiedenen Richtungen her herausgearbeitet und kritisiert, dass und wie sich der Mensch im globalen Norden selbst in Wert gesetzt hat. Im Wesentlichen ist dies seit der Aufklärung durch die Herstellung von dualen Oppositionen, Kategorisierungen passiert. So wurde der Mensch der Gattung homo sapiens zunehmend vereindeutigt, und er ist jedenfalls nicht weiblich, nicht indigen, nicht jenseits des Heterosexuellen, nicht tierisch, nicht pflanzlich, nicht mineralisch (118). Institutionalisiert wurde letztlich eine exklusive und antagonistische Vision vom Menschen und seiner Kultur in scharfer Abgrenzung zu dem, was als Nicht-Mensch deklariert wurde. Logischerweise bedeutet dann ein koexistenzielles Leben in Zeiten des Anthropozäns in einem ersten Schritt, sich bewusst zu werden, dass der Terminus „human“ keineswegs ein neutraler Terminus ist, sondern zuallererst die Benennung von Zugangsrechten und Teilhabe von Ressourcen, so Braidotti.

Nun, da sich die Erdgesellschaft, so die Philosophin, inmitten der 4. Industriellen Revolution und zugleich in der Phase des „6. Sterbens“ [5] befindet, ist eine Handlungspraxis erforderlich, die die oben genannte im globalen Norden seit Jahrhunderten etablierte Idee der Separierung überwindet, (wieder) hin zu koexistenziellem Denken und Handeln zwischen allen Spezies, den multiplen organischen, den computerbasierten Netzwerken und technischen Artefakten (119). Voraussetzung ist hierfür im Wesentlichen, dass der Mensch endlich anerkennt, dass er sich als Subjekt im Sinne einer körperlich/psychisch/geistigen Einheit zeitlebens im Werden und im Wandel befindet. Das bedeutet zugleich anzuerkennen, dass sich das menschliche Subjekt und seine Subjektivität in Wirklichkeit immer jenseits und konträr zu kategorialen Zuschreibungen und normativen Anrufungen befindet (z.B. männlich, westlich, weiß, christlich, mutig, schlank, stark, vernünftig, wohlhabend, Anm. der Rezensentin). Das würde ermöglichen, die unheilvollen Kategorisierungen und damit einhergehenden Spaltungen, Blockaden und Benachteiligungen gegenüber allem, was anders ist, zu überwinden. Erst wenn die Menschen sich daran gewöhnen, „Lebenssysteme“ als Einheit aus „zoe-geo-techno-Einheiten“ (119) zu begreifen, die ebenso Wissen produzieren, erst dann stellen wir die Vorrangstellung in Hinblick auf Denken und Wissen der Menschen in Frage und können auf das Wissen der Anderen hören. Das wäre die Voraussetzung, ein gutes Leben für alle/s auf dem Planeten Erde zu sichern.

Vom richtigen Augenblick und: Wovon leben wir eigentlich?

Doch ist unser Planet überhaupt noch zu retten? Wann ist es Zeit zu handeln? Der US-amerikanischen Biologin, Geschlechterforscherin und Naturwissenschaftshistorikerin Donna Haraway zufolge ist der zwingend notwendige „richtige Augenblick“ (kairos) das Jetzt in diesem Augenblick (kainos) (100-104).

Als Gegenkonzept zum Anthropozän/Kapitalozän entwirft die emeritierte Professorin der University of California das Denkmodell „Chthuluzän“. Sie fügt hier die altgriechischen Wortwurzeln khthôn (das, was unter der Erde ist) und kainos (das Jetzige, in diesem Augenblick) zusammen. Das Zeitalter des Chthuluzäns ist der Forscherin zufolge ein Zeit-Ort, wo gelernt wird, nicht aufzugeben, in verantwortungsvollem Umgang das gemeinsame Leben und Sterben auf einer stark beschädigten Erde weiterzuführen.[6] Haraway stellt in ihrem vorliegenden Beitrag (100-104) kainos in den Mittelpunkt: Im Jetzt muss das Umsteuern beginnen, um dem zerstörerischen anthropozentrischen Wirken auf der Erde ein Ende zu setzen. Dabei meint kainos keineswegs eine Stunde Null, mit der alles Vergangene vergessen gemacht werden soll, sondern im Gegenteil, aus der Erbschaft der Erinnerung an das, was eben kaputt gemacht wurde, und was Haraway als Trauer über die Zerstörung bezeichnet, muss das neue Leben auf dem Planeten wiederaufgebaut werden. Das überlebensnotwendige Neue ist, in sympoiesis, also in einem speziesübergreifenden Gefüge miteinander zu leben und den individualistischen zerstörerischen Weg von autopoiesis zu verlassen. Weiterhin zeichnet sich Haraway zufolge das Chthuluzän durch seine Zeitlichkeit aus. Um ressourcenschonender zu leben, müssen wir lernen, eine andere Einstellung zu Zeit und Zeitlichkeit zu gewinnen. Denn über den Anfang im Jetzt hinaus sieht Haraway eine überlebenswichtige Kompetenz, die die menschlichen Akteur*innen der westlich-kapitalistischen Hemisphäre (wieder) lernen müssen, nämlich „gegenwärtig zu sein“, im Hier und Jetzt zu leben, statt sich in imaginären Zukünften zu verlieren und diesen die Gegenwart zu unterwerfen.

Der Schlusssatz ihres verdichteten enzyklopädischen Beitrags „Chtulucene“ führt zu der hier letztgetätigten Auswahl des Eintrags von Bruno Latour. Denn beide betonen, dass wir neue Begrifflichkeiten brauchen, um wirklich zu verstehen, was gerade vor sich geht und hierfür ist von grundlegender Bedeutung, mit welchem System Systeme systematisiert werden (104).

Bruno Latour, französischer Soziologe und Philosoph, in den 1970er Jahren Mitbegründer der Forschungsrichtung der Science and Technology Studies, der sich ausgehend von Fragen nach „Umwelt“ zeitlebens mit den Qualitäten von Moderne(n) auseinandersetzte, gibt im vorliegenden Interview unter der Überschrift „Moving Earths“ (254-263) Einblick in sein Alterswerk. Im vorliegenden Text geht es um die Neudefinierung von Klassenverhältnissen, also um den Zusammenhang zwischen ökologischen und sozialen Fragen. Denn logischerweise stellen sich unter den veränderten Bedingungen des gegenwärtigen Klimaregimes die gesellschaftlichen Fragen neu.

Latour zufolge haben sich in den letzten Jahrzehnten drei neue Klassen gebildet, die „globalisierten Kosmopoliten“, die nach wie vor an die Moderne glauben, die „Populisten“, die sich in die Vergangenheit flüchten sowie die neuen „Eskapisten“, die Superreichen, die mit ihrem Reichtum neue Welten erschließen, zum Beispiel Bunker auf Neuseeland oder extraterrestrische Projekte finanzieren, um dem trouble auf dem Planeten Erde zu entfliehen und alle anderen Menschen der Bequemlichkeit halber hinter sich zu lassen beabsichtigen.

Doch ein angemessener Umgang innerhalb des neuen Klimaregimes ist, die Frage nach den neuen Bedingungen für Klassenbildung zu stellen, um letztlich Sozialismus und Ökologie zu verbinden, und das gelingt Latour zufolge nur, wenn wir wieder down to earth kommen. Das heißt, wir Menschen müssen uns ganz wörtlich gesprochen fragen: Wovon leben wir eigentlich? Diese Frage sei uns längst abhandengekommen, so der Autor.

Es gibt zwar viele Diskussionen um Werte, große Debatten um Identität, aber kaum die Frage nach Territorialität. Doch die Erde ist in Bewegung geraten, wir leben in einem neuen Klimaregime, so Latour (256), und hier stellt sich für jeden Einzelnen, aber auch für Kollektive die Frage, wovon sie eigentlich leben, was ihnen eigentlich die Existenz und das Überleben sichert. Das muss mit sofortiger Wirkung der Ausgangspunkt für neue Fragen in Bezug auf soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten sein. Denn erst, wenn man weiß, wer wie viel Zugang zu (fruchtbarem) Boden, Erdwürmern, Insekten, Wasser, Sauerstoff verfügt bzw. welchen klimatischen Gegebenheiten und/oder Grad von Umweltverseuchungen u.v.m. er/sie ausgesetzt ist, kann neue politische Ziele formulieren. Das nennt der Wissenschaftler die Arbeit, die derzeit ansteht: neues Vokabular für eine neue Politik zu erarbeiten, um den Planeten sanieren zu können. Seit dem Zeitalter der großen Entdeckungen, Vermessungen und Kartografierungen befinden wir Menschen uns wieder an einem besonderen Punkt in der Entdeckungsgeschichte. Mit dem Unterschied, dass wir nicht die Ausdehnungen sowie Ausmaße entdecken, sondern die Intensität, mit der die Erde auf menschliche Eingriffe reagiert. Das muss beschrieben werden und ab sofort die neue Logik im Denken des gesellschaftlichen Zusammenlebens werden, so Bruno Latours eindringlicher Appell.

Verbunden sein und teilen

In einem sind sich alle Beiträger*innen, nicht nur die hier vorgestellten, einig: dass die Klimakrise nur halbwegs bewältigt werden kann, wenn die Menschheit die unbestreitbare Verbundenheit zwischen Menschheit, Fauna, Flora, Boden, Klima usw. anerkennt. Verbunden sein bedeutet nicht nur, dass die Eliminierung eines Bestandteiles zur Not alle anderen vernichten würde, sondern – diese affirmative Perspektive steht in dem Buch im Vordergrund – dass verbunden sein unmittelbar mit teilen zu tun hat. Teilen (sharing) ist die Basis, das Grundprinzip, die Matrix allen Lebens auf der Erde, und diese Botschaft ist der rote Faden in diesem Werk.

Insgesamt verschafft dieses Nachschlagewerk, das von der aktuellen Architekturbiennale und ihrer Frage nach dem künftigen Zusammenleben inspiriert, auf einer Metaebene jedoch als eigenständiges Werk zu betrachten ist, ein äußerst gewinnbringendes und intensives Leseerlebnis; es schärft unbedingt das Verständnis für weitläufige Zusammenhänge. Darüber hinaus bietet diese Enzyklopädie den Leser*innen eine Assemblage an soliden, fundierten, auf der Höhe der Zeit argumentierenden progressiven Beiträgen, allesamt getragen von einer zutiefst berührend „humanistischen“ Anschauung auf Welt.

Zwei Wünsche bleiben allerdings offen. Erstens, ein direkter Eintrag zu „Pädagogik/Erziehung/ Bildung“ und ihrer Rolle in der Neuvermessung und Sanierung der Erde wäre durchaus angebracht gewesen. Denn wenn „connectedness“ eine neue Querschnittsperspektive auf die Organisierung unseres Zusammenlebens auf der Erde sein soll, muss dies auch den jungen Generationen gelehrt werden. Und zweitens, ein Eintrag zu Weltanschauungen. Sie sind bekanntlich wichtige Vehikel im Prozess der Veränderung von Visionen. Dies auszuleuchten, wäre mit Sicherheit ebenfalls produktiv gewesen.

 

Dr. Barbara Lemberger ist Lehrkraft für Humanistische Lebenskunde und Europäische Ethnologin. Ihr Interesse gilt Fragen nach Migration und Mobilität.

 

 

[1] Die Architekturbiennale in Venedig eröffnet am 22. Mai 2021; für eine Übersicht und Einblicke in Beitragsprojekte vgl. https://universes.art/de/biennale-venedig/2021-architecture (Zugriff: 16.04.2021).

[2] Vgl. ausführlich zum Konzept des dänischen Pavillons den Abschnitt ihrer Einleitung im vorliegenden Band, S. 17-22.

[3] Den Begriff „Anthropozän“ prägte im Jahr 2002 der jüngst verstorbene Metereologe und Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen. Der damals junge und heute gängige Terminus beschreibt bekanntlich die gegenwärtige geologische Ära als eine, die durch technologische Eingriffe sowie durch Konsum und Verbrauch durch den Menschen in allen Bereichen des Planeten messbar negativ geprägt ist. Eines der gravierendsten Resultate menschlicher Zerstörung ist eben die dem Planeten schadende Veränderung des Klimas.

[4] Der Kurztext „Capitalocene“/ Kapitalozän“ (92-93) des in Oslo lehrenden Sozialanthropologen Thomas Hylland Eriksen erklärt, dass hier im Vergleich zum Begriff „Anthropozän“ der Fokus nicht auf dem Menschen an sich, sondern auf der destruktiven Wirkung des kapitalistischen Produktionsregimes (bei gleichzeitiger Würdigung der Errungenschaften der Moderne für die Menschheit) liegt, frei nach Oscar Wildes Definition von Zynismus „(…) it is a system that knows the price of everything but the value of nothing‘“ („Es ist ein System, das von allem den Preis und von nichts den Wert kennt“). Oscar Wilde: Lady Windemere’s Fan. In: Ders.: The Plays of Oscar Wilde, 1893/2000, o.J., o.S., zit. n. Eriksen (92).

[5] Rosi Braidotti bezieht sich auf das Werk The Sixth Extinction. An Unnatural History (2014) der Wissenschaftsautorin Elizabeth Kolbert, das auf Deutsch unter dem Titel Das 6. Sterben. Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt 2015 bei Suhrkamp erschien.

[6] Donna Haraways Hauptwerk hierzu ist ihr Buch Stay with the Trouble. Making Kin in the Chthulucene. Duke University Press 2016 (Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Campus Verlag 2018).

 

Die Rezension ist auch als zitierfähiges PDF verfügbar.

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