Eva Grübl: Botschafterin des Friedens

 

Autorin: Eva Grübl
Titel: Botschafterin des Friedens
Verlag: Piper München 2022
Seiten: 396
Preis: 15,00 €
ISBN: 978-3-492-06286-2
Rezensentin: Viola Schubert-Lehnhardt

 

 

 „Bertha von Suttner – Ihr Kampf für die Liebe war ein Skandal, ihr Kampf gegen die Waffen veränderte die Welt“, heißt es im Untertitel dieses Romans. Die Autorin Eva Grübl zeichnet ein eindrucksvolles Porträt dieser mutigen Frau und ein spannendes Sittengemälde der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende.

Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf den Erhalt der Todesnachricht von Alfred Nobel, dem langjährigen Freund und Förderer Bertha von Suttners. Gerade er, der Erfinder des Dynamits (welches er in den im Buch beschriebenen Kriegen an beide Parteien verkaufte) war derjenige, der Bertha von Suttner durch ihre Auseinandersetzung mit seinen Ansichten zur Entwicklung ihrer Antikriegspositionen maßgeblich inspiriert hat.

Die reich und verwöhnt aufgewachsene Gräfin Bertha Kinsky muss erleben, wie das Familienvermögen nach dem Tod des Vaters der Mutter buchstäblich durch die Hände rinnt und sich eine Stelle als Gouvernante suchen – im Hause der nach damaligen Maßstäben rangmäßig unter ihr stehenden Familie der Baronin von Suttner. Dort entwickelt sich eine Liebesbeziehung zu dem um 7 Jahre jüngeren Sohn des Hauses – an sich schon ein Skandal, vor allem aber ist Bertha ohne Vermögen. Sie wird entlassen – jedoch hilft ihr die Baronin noch bei der Suche nach einer neuen Stelle und so reist Bertha nach Paris als Sekretärin und Hausdame zu Alfred Nobel. Obwohl auch dieser ihr sehr zugeneigt ist, verlässt sie ihn schon nach kurzer Zeit wegen „der Liebe ihres Lebens“, heiratet Arthur Suttner heimlich in Wien und reist mit ihm ins Exil zu ihrer Freundin Ekaterina Dadiani, Fürstin von Mingrelien (eine Landschaft im Westen Georgiens). Dort muss sie nicht nur lernen, sich selbst anzukleiden, einen Haushalt zu führen und zu kochen, sondern auch sich als Schriftstellerin zu etablieren, um so zum Unterhalt der kleinen Familie beizutragen. Dieser Aufenthalt zieht sich über 7 Jahre und verschiedene Städte hin, bis beide (inzwischen als Schriftsteller anerkannt) nach Schloss Harmannsdorf zurückkehren.

Bei den von ihr ungeliebten Schwiegereltern ist sie nicht nur erneut den spitzen Bemerkungen ihrer Schwägerin ausgesetzt, sondern auch den konservativ-bornierten Ansichten ersterer über die Rolle der Frau, die Funktion von Kriegen und erwarteter Vaterlandsliebe – inklusive Heldentod. Insofern entwickelt sich ihre schriftstellerische Tätigkeit weiter von „freundlichen Fortsetzungsromanen“ hin zu Auseinandersetzungen mit dem kriegerischen Geschehen ihrer Zeit und dessen Folgen vor allem für Frauen und Kinder. Sie gipfelt in ihrem Roman „Die Waffen nieder“, der sie endgültig zur anerkannten Pazifistin und vielbeachteten Rednerin macht.

Der letzte Teil des vorliegenden Buches beschreibt ihren Einsatz für die Gründung einer österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde und Tätigkeit in diesem Komitee. Es endet mit ihrem Kampf um das Testament Alfred Nobels, das von dessen Familie zunächst angefochten wird. Vor allem dessen Bruder setzt sich jedoch vehement dafür ein, dass sie 1905 als erste Frau der Welt den Friedensnobelpreis erhält.

2023 jährt sich ihr Geburtstag zum 180. Mal, das Buch erscheint daher gerade rechtzeitig, um Würdigungen dieser großartigen Frau, zum Beispiel seitens des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg und der Humanistischen Akademie, mit vorzubereiten. Zahlreiche Auszüge aus Originalbriefen von ihr und ihrem Freund Alfred Nobel sind dazu nicht nur hilfreich, sondern erlauben der Leserschaft Einblicke in ihre Stimmungen und Gemütszustände.

 

Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt ist Dozentin und Autorin zu Fragen von Frauen- und Geschlechterforschung, Gesundheitspolitik und medizinischer Ethik, Herausgeberin und Autorin zahlreicher Bücher zu gesundheitspolitischen bzw. medizin-ethischen Themen, Vizepräsidentin der  Humanistischen Akademie Deutschlands e.V. seit deren Gründung, Mitglied des Regionalverbandes Halle-Saalkreis, des Gesprächskreises der Rosa-Luxemburg-Stiftung „Weltanschaulicher Dialog“ und Mitglied der Kommission Religionsgemeinschaften, Weltanschauungsfragen Staat und Gesellschaft beim Parteivorstand DIE LINKE.

 

Die Rezension ist auch als zitierfähiges PDF verfügbar.

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Ein Kommentar

  1. Ich möchte auf eine Biografie von 2013 hinweisen:
    Brigitte Hamann, Bertha von Suttner
    Das Titelbild zeigt von Suttner nicht so „Sissi ähnlich“, sondern in einer späteren Lebensphase.
    Die Lektüre lässt die Entwicklung zu dieser beeindruckenden „Aktivistin“ gut nachvollziehen.

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