Alexander García Düttmann: Lob der Jugend

Autor: Alexander García Düttmann
Erschienen: Diaphanes 2021
Seiten: 192
Preis: € 18,00
ISBN: 978-3-0358-0389-1
Rezensent: Andrej Mirčev

 

 

Es lebe die tote Jugend!

Das neue Buch des Philosophen Alexander García Düttmann Lob der Jugend, das im Frühling 2021 in der Reihe Anarchies im Verlag Diaphanes veröffentlicht wurde, widmet sich dem komplizierten und widerspruchsvollen Verhältnis zwischen der Idee der Jugend und ihrer ontologisch-ethischen und ästhetischen Verortung im Gewebe der Gesellschaft. Die dialektische These, die sich als roter Faden durch die Publikation zieht, lautet, dass wir es gegenwärtig mit einer zweideutigen, janusköpfigen Gestalt der Jugend zu tun haben. „Die Jugend ist tot“, schreibt Düttmann: „weil sie sich nicht mit den Alten, sondern mit den Eltern verbündet hat. Oder schlimmer: weil die Eltern es geschafft haben, sie abzuschaffen, eine behütete und bewahrte Jugend zu erzeugen, eine Jugend ohne mitreißende Affekte und ohne blinde Leidenschaft, eine kalte und brave Jugend, ausdruckslos und freundlich, mit einem Gesicht, das sich dem Bildschirm angleicht, auf das es unentwegt starrt, eine Jugend, die sich zur Begrüßung umarmt, ohne sich zu berühren“. (55)

Der gespaltene Körper und die zweideutige Denkfigur

Indem sie nicht mit den Alten, sondern mit den Eltern paktiert, verzögert die Jugend, so Düttmann, ihre Befreiung aus der Knechtschaft und bleibt ohnmächtig in der unreflektierten Vergangenheit gefangen. Diese temporale Konstellation zwischen verlorener Vergangenheit, einer prekären Gegenwart und einer blockierten Zukunft veranlasst ihn, Walter Benjamins Text Metaphysik der Jugend als Lektüre heranzuziehen: „Was Benjamin als Vergangenheit bezeichnet, ist das, was die Väter aus der Jugend gemacht haben, die Väter oder die Eltern, für die die Alten nur die Ahnen sein können. Väter der Väter und Eltern der Eltern. Als zerstörerisch richtet sich das Gespräch der Jugend folglich gegen einen Kampf, in dem die Väter und Ahnen, das Sein, die Jugend knechtet, ihre ‚Symbolik‘ die Jugend zur Knechtschaft zwingt. […] Die Jugend, die es noch nicht gibt, hat sich selbst versäumt und liegt deshalb in Fesseln.“ (58)

Gegen die unumgängliche, aber nicht unveränderliche Knechtschaft setzt Benjamin die Figur des Sprechens an, das die Kraft hat, sich gegen die Welt zu richten. Im Gespräch, das zwischen Lauschen und Schweigen pendelt, befreit sich die Jugend von der Unterordnung der Ahnen, vertilgt die Vergangenheit und ergreift bzw. (ver)sammelt sich in der Gegenwart. „Deshalb denunziert die Metaphysik der Jugend“, so Düttmann, „den Reifeprozess, der die Jugend aus dem ‚Sein der Väter und Ahnen‘ zuführen soll, als Täuschung, Lüge, Ideologie. Wann ist die Zerstörung der Vergangenheit vollendet, die die Jugend im unwillkürlichen: im unvermeidlichen und doch nicht endgültigen Bund mit den Eltern, den ‚Vätern und Ahnen‘, erzeugt?“ (59) Es handelt sich um eine Sprache, die sich zwischen zwei Echos bewegt. Einerseits ist es die verführerische Selbstsucht „der Jugend, die sich selber hören will und dem der Freiheit in der Sprache, der Jugend, die sich von der Vergangenheit befreit und die die Vergangenheit befreit hat.“ (64)

Die Sprache, die Düttmann vor Augen hat, lässt sich mit dem Bild eines geistlosen Körpers beschreiben, der durchaus normalisiert, diszipliniert und reglementiert ist. Dadurch, dass sich „die Jugend in eine Ahnenreihe eingliedert, die ausschließlich aus Vätern besteht, nicht etwa aus Alten, so könnte man sagen, dass die tote Jugend eine ist, die die innere Grenze der Sprache im Gespräch verwischt“ (64). Die Konsequenz ist eine Spaltung, die den Körper vom Geist abtrennt. Der Körper, der auf diese Weise argumentativ und spekulativ erzeugt wird, ist dennoch kein wollüstiger Körper (wie man vielleicht vermuten würde), sondern ein toter, vergangener und unproduktiv monologisierender Körper. Für den sozialpolitischen Zusammenhang bedeutet dies wiederum die Vorherrschaft aktiv entpolitisierender „Kräfte des neoliberalen Kapitalismus und der mit ihm einhergehenden ökologischen Katastrophe, reaktive entpolitisierende Kräfte des neofaschistischen Populismus.“ (57) Obwohl die bisher zitierten Fragmente den Eindruck vermitteln, Düttmann würde auf einer rein negativen Idee der Jugend beharren, ist es gerade diese zwiespältige Perspektive, die es ihm ermöglicht, ein dialektisches Lob der Jugend zu formulieren, welche die Idee der Jugend als anarchische Kraft behaupten möchte.

Wie Marcus Quent in der Einleitung zum Buch bemerkt, ist Lob der Jugend das Lob eines Liebenden: „Die Behauptung, dass die Jugend tot sei, ist dem Lob nicht entgegengesetzt, denn es ist kein Richtspruch eines Erwachsenen, der über die Jugend urteilt, sondern Element ein und derselben jugendlichen Lobrede eines Liebenden, der die Idee einer Jugend affirmiert.“ (14) Mit anderen Worten: Es ist die Logik des Widerspruchs zwischen der negativen Idee der Jugend und dem Lob, aus der Düttmann seine Argumente entfaltet und aus der er einen intertextuellen Dialog mit Philosoph*innen wie Platon, Judith Butler, Alain Badiou, Martin Heidegger, Jean-Luc Nancy, Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Gilles Deleuze und Félix Guattari anstrebt. Eine deutliche Ansage über das Paradox wird in den ersten Zeilen im Kapitel „Kleines Symposion“ dargeboten: „Mein Lob der Jugend beginnt mit einem widersprüchlichen Lebensgefühl, das wahrscheinlich verbreiteter ist als ich vermute. Einerseits habe ich nämlich nie jünger sein wollen als mein jeweils tatsächliches Alter, achtundfünfzig Jahre in dem Augenblick, in dem ich diesen Satz schreibe, habe einer verlorenen Jugend nie nachgetrauert, andere um ihre Jugend beneidet. Je älter ich werde, desto freier und jünger fühle ich mich.“ (27)

Die Kluft, die sich zwischen Jugend und Alter auftut, entspricht der Differenz zwischen Idealität und Realität. Ein entscheidender Punkt in der Argumentation ist daher die vermittelnde Funktion der Jugend, die prägnant mit der mythischen Figur des Eros evoziert wird. Es handelt sich um den jüngsten aller Götter, der als Gott der „ewigen Jugend“ im Gegensatz zum Schicksal des Altwerdens steht.  Im ersten Kapitel des Lobs der Jugend wird somit das Gastmahl von Platon zur Diskussion gestellt. Als mediatisierende Instanz, die zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen, zwischen dem Körper und der Idee vermittelt, ist Eros derjenige Gott, an den sich die Lobrede der Teilnehmenden des Symposiums richtet. Die Zweideutigkeit, die die Idee der Jugend konstituiert, bestimmt auch das Loben sowie die philosophische Tätigkeit. Dazu Düttman: „In der Zweideutigkeit der Lobrede soll nicht so sehr Offenherzigkeit zum Vorschein kommen als ein Kalkül und ein Interesse. […] In diesem Kampf der Körper, in diesem Kampf, der die Rede, den Logos, die Wahrheit in den Dienst des Körpers und der Meinung stellt, weil sich die performative Dimension oder die Kraft des Lobs nicht mehr an Wahr und Falsch messen lässt“. (50)

Zwischen Negativität und Anarchie

Die performativ-politische Dimension der Idee der Jugend diskutiert Düttmann im Dialog mit Judith Butler und ihrem Buch Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung (Notes on a Performative Theory of Assembly, 2015), welches sich mit den politischen Bedingungen einer protestierenden Versammlung auseinandersetzt und den Versuch unternimmt, dem Körper im Bund eine neue Rolle zuzuschreiben.  Der entscheidende Punkt ist „die Erscheinungs- und Anerkennungsmaschine“ (so auch der Untertitel des zweiten Kapitels „Die Idee der Jugend“, S. 55-147.), welche den Kern demokratischer Politik bilden sollte. Damit jedoch ein Akt der Anerkennung (durch das Erscheinen) zu Stande kommen kann, bedarf es einer Freiheit, die wiederum mit der „bisher ausgelegten Idee der Jugend zusammenhängt“. (121)

Genau hier aber setzt ein Widerspruch an und das negative Argument der Idee der Jugend kann sich weiterentwickeln. Düttmann schreibt: „Die Jugend will gar nicht anerkannt werden, sie hat mit Anerkennung gar nichts am Hut, bleibt ihr, ihren Forderungen und ihren Forderungen und ihrem Kampf gegenüber gleichgültig. […] Die Jugend tritt also nicht in Erscheinung. Ihr Körper bedeutet nicht, ist nicht beredt, spricht nicht, ohne einfach einem Ding unter Digen zu gleichen, erscheinungslos sichtbar und wahrnehmbar, einem Ding unter Dingen, an dem man sich stößt“ (125) Anders gesagt: Die Erscheinungs- und Anerkennungsmaschine erweist sich als jugendfeindlich, was folgenreich sein wird für die Bestimmung der „Ortlosigkeit des Denkens“.

„Das Denken“, so Düttmann, „hat in der Gesellschaft keinen Ort, in der die Erscheinungs- und Anerkennungsmaschine funktioniert, je nach Kontext mehr oder weniger. […] Das Denken zahlt dafür, dass es Denken bleibt, den Preis seiner Ortlosigkeit.“ (129) Die hier angepeilte Negativität des Denkens, die Anerkennung, dass das Denken eine „Leidenschaft des Nichts“ impliziert und als ein nichterscheinendes Dasein gedacht werden muss, korrespondiert mit der Ortlosigkeit der Idee der Jugend, die ebenfalls keinen festen und sicheren Platz in der Gesellschaft (und in der Zukunft) hat. Wie im Buch oft wiederholt wird, ist die Idee der Jugend „eine uneinholbare und uneingrenzbare Kraft, eine Anarchie, die man nicht einfach erkennen und wiedererkennen kann, der man also immer wieder neu und anders begegnen muss.“ (23) Anhand dieser Konstellation, in der die Idee der Jugend zum Anlass einer ästhetischen und kapitalismuskritischen Reflexion wird, könnte man konstatieren, dass es sich um eine Denkfigur handelt, die es ermöglicht, einen metadiskursiven Rahmen zu ziehen, in dem philosophisch-ästhetische, soziologische und psychoanalytische Perspektiven verflochten werden. In diesem Sinne liest sich Lob der Jugend als ein komplexer und diskursiv verdichteter Beitrag zu den brennenden Fragen unserer soziopolitischen Gegenwart.

Ein spannender (und kryptischer) Abschnitt im Buch ist das Unterkapitel mit der Überschrift „Kritik der Diversität“. Dort schreibt Düttmann: „Wenn die Jugend, ihrer Idee nach, durch Unnachgiebigkeit ihrer leidenschaftlichen Handlungen die Perspektive der Apokalypse einnimmt, unabhängig von der sachlichen oder thematischen Gebundenheit dieser Handlungen, davon, ob sie zum Beispiel die Folgen einer ökologisch-klimatischen Krise denunzieren, in die die kapitalistische Ausbeutung den Planeten und seine Bewohner gestürzt hat, dann heißt das nicht schon, dass ihr Element das einer Negativität ist, das keinen Raum lässt für die Beanspruchung einer Positivität. […] Man kennt eine Beanspruchung der Positivität von der Jugend der Gegenwart. Sie ist mit einem Affekt gegen alles bloß Negative oder Kritische beladen und erhält zunächst den Namen der Diversität.“  (83) Diversität wäre hier die Form der gegenwärtigen toten Jugend, deren Begriff durchdialektisiert werden muss – wie Düttmann mit Adorno argumentiert – um als polemischer und kämpferischer Begriff figurieren zu können. Dabei handelt es sich um eine Jugend, die sich „einem Gott der Revolution und einer Philosophie der Revolution gegenüber häretisch verhält“. (108)

Um die oben zitierte Stelle besser verstehen zu können, lohnt es, auf Seite 165 den folgenden Absatz zu lesen: „[A]n die Stelle der Jugend ist die Macht des neoliberalen Kapitalismus getreten, die mit einer Unterwerfung der Politik unter die Oligarchien einhergeht“. (165) Aus dieser Konstellation lassen sich nun zwei Formen der Jugend herausleiten. Einerseits ist es die „Jugend als Subjekt, das sich gegen den Faschismus auflehnt und der Jugend als integrierter Bestandteil der Gesellschaft, der mit ihrem Faschismus konformgeht und der seinen Konformismus in falschen Revolten zur Schau stellt.“ (160)

Revolution und Jugend?

War Düttmann im ersten Teil des Buches damit beschäftigt, eine negative Dialektik der Jugend zu formulieren, die letztendlich in einer Erziehung zur unerziehbaren mündet und die Gestalt einer kopflosen und unproduktiven Jugend annimmt, wird im Kapitel II („Der Verrat der Jugend“, S. 147-189) das Augenmerk auf die revolutionäre Potentialität gerichtet, die zusammen mit einer Liebeserklärung an die Jugend eruiert wird. „[F]ragt man mit Pasolini“, so Düttmann: „wozu Jugend, und: wozu die Liebe zur Jugend?, so wird man zur Antwort geben: zur Redlichkeit einer Zündung. Man meint dann die Zündung, die die Welt ohne skandalon aufbricht, die Welt, die selber ein skandalon ist und deshalb keine Skandale kennt.“ (160) Die These lautet, dass die Jugend den Bund wieder mit den Alten schließen soll, um durch das Fortleben der „vielfältigen archaischen Welt“ sich für die revolutionäre Praxis öffnen zu können. Was rekurrierend auf Pasolini aufgegriffen wird, ist das Verschwinden der archaischen Welt, die –  genau wie die Kraft der Jugend – von der traurigen, mutlosen und unglücklichen Konsumgesellschaft unterdrückt wird. Die antirevolutionäre Mutation, anhand der sich die Gesellschaft beschleunigt in Richtung einer apokalyptischen Perspektive bewegt, korrespondiert mit der toten Jugend, deren anarchische Kraft verschüttet ist.

Die Frage nach der Veränderbarkeit der Gesellschaft zu stellen, bedeutet nicht nur eine radikale Transformation der Produktionsverhältnisse anzuvisieren, sondern auch eine veränderte Affektökonomie, in der das jugendliche Festhalten am Begehren eine zentrale Rolle spielt. Die Forderung nach einem Jungwerden bzw. das Lob der Jugend ist gleichzeitig ein Aufruf zur Veränderung des Ganzen, die als Idee in den Ereignissen der 68er-Revolution zum Vorschein kam. Im letzten Unterkapitel des Buchs mit dem Titel „Hat der Mai 68 stattgefunden oder ‚Mit dem Weltgeist sein‘“ reflektiert Düttmann die globalen Konsequenzen der studentischen Unruhen, der gegenkulturellen Bewegung des Flower-Power und den antiautoritären Geist, der diesen beiden Bewegungen immanent ist. Sein Fazit ist dabei nicht besonders optimistisch: „An die Stelle von Fest, Kunst und Einbildungskraft ist das auf alle Lebensbereiche sich erstreckende Design des Individualismus getreten, das darüber hinwegtäuscht, dass es kaum mehr Individuen gibt. An die Stelle des permissiven sexuellen Experiments, des Experiments mit Drogen und Lebensformen, des Spiels, sind ein neuer Puritanismus und ein neuer Rigorismus getreten, eine bis in die Sprache hineinreichende Normierung des Lebens, deren andere Seite die vollkommene Anarchie der Warenproduktion ist.“ (165) Der Begriff des Ganzen wird in diesem Kontext zusammen mit der Idee der Jugend diskutiert. Es handelt sich um eine Signatur der Jugend, die, wie der Begriff des Ganzen, in der geistigen Form eines unabgeschlossenen Ereignisses spekulativ hervorgebracht wird.

Als Dozent, der im universitären und im Hochschulkontext tätig ist, kann ich Düttmanns Argumentation gut nachvollziehen. Immer wieder musste ich in der Praxis feststellen, dass die jungen Student*innen heutzutage meist von keinerlei revolutionären Impulsen und Leidenschaften fasziniert und bewegt werden. Twittern und posten auf sozialen Netzwerken, mit ein paar Selfies dazu, darin erschöpft sich der Aktionsradius des Widerstands. Die Rebellion gegen die herrschende Ordnung beschränkt sich auf die Forderung nach mehr Gender-Diversität und weniger Rassismus – was wichtig ist und außer Debatte steht – aber für eine grundlegende Veränderung nicht ausreichend sein kann. Der Opposition formuliert sich somit in der Hinwendung zur politischen Korrektheit, wodurch der Status quo weiterhin reproduziert wird. Was fehlt und was man zuletzt noch klar in der studentischen 68er-Bewegung erkennen konnte, ist ein klares Klassenbewusstsein der Jugend, die sich ihrer Privilegien aber auch Ungleichheiten bewusstwerden sollte. Obwohl sich das Buch dieser Fragestellung nicht oder nur peripher widmet, lässt sich eine negative-revolutionäre Idee der Jugend ohne Reflexion ihrer Klassenbedingtheit kaum denken.

Als dialektische Liebeserklärung an die tote Jugend verfasst Düttmann eine differenziert-kritische Diagnose der neoliberalen Gesellschaft, die sich in einer akuten ökologisch-(post)ideologischen Krise befindet, deren potentieller Ausweg eng damit zusammenhängt, wie die geistige Substanz der Jugend affektiv-ästhetisch und spekulativ umgeformt werden kann. Die misslungene Verbindung zwischen Generationen, die sich gegenseitig ihre Traumata, gescheiterten Wünsche und Vorwürfe ans Herz legen, sorgt dafür, dass die Zukunft düstere und apokalyptische Züge aufweist, die mit neuen Denkanstößen und einem Skandalon zu bewältigen sind. Aus diesem negativen Horizont einer alienierten Jugend, die das Todesurteil ihrer Väter verinnerlicht hat, speist sich die revolutionäre Kraft. Wenn die Jugend, wie man annehmen könnte, nicht mehr mit einer revolutionären Idee in Bezug gebracht werden kann, dann muss gerade der Begriff der Jugend aufgegriffen und stark gemacht werden, damit sie wieder zum Träger von Ideen werden kann. Mit Alain Badiou lässt sich die Idee der Jugend „als Initiation in die kommunistische Idee“ (36) verstehen. Was hiermit also zum Vorschein kommt, ist die Jugend als ungehorsame Kraft, die sich nicht einordnen und normalisieren lässt. Daher lautet die offene Frage: Wie viel Jugend braucht die Revolution – und wie viel Revolution braucht die Jugend?

Andrej Mirčev studierte Philosophie und Geschichte und ist promovierter Tanz- bzw. Theaterwissenschaftler, Dramaturg und bildender Künstler, der sich für Raum- und Bildtheorie, Archive und Intermedialität interessiert. Seine Forschung widmet sich dem kritisch-dialektischen Dialog zwischen Theorie und Praxis. Als Gastprofessor unterrichtet er an der Universität der Künste Berlin und am Institut für Theaterwissenschaft, FU Berlin.

Die Rezension ist auch als zitierfähiges PDF verfügbar.

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