Kopftuchstreit – modernes Identitätssymbol contra staatliche Neutralität?

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Gita Neumann erwidert auf den Debattenbeitrag „Wie neutral ist das Berliner Neutralitätsgesetz?“, widerspricht der Auffassung Thomas Heinrichs, die Neutralität des Staates solle durch eine möglichst große Pluralität von Erscheinungsformen seiner Bediensteten gewährleistet werden und plädiert für die Beibehaltung des Berliner Neutralitätsgesetzes. Die Autorin weist ihrerseits auf zahlreiche Missverständnisse und Fehlurteile in der Debatte hin und beleuchtet insbesondere kritisch das ambivalente Phänomen emanzipatorischer Kopftuchträgerinnenschaft.

 

Autorin: Gita Neumann
Erschienen: 07/2018
Seiten: 26 Seiten

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Ein Kommentar

  1. Ich wollte zu der Antwort von Gita Neumann auf meinen Debattenbeitrag zum Neutralitätsgesetz eine Sache anmerken. Gita Neumann setzt sich in ihrem Artikel sehr ausführlich mit der Frage auseinander, ob das muslimische Kopftuch ein emanzipatorisches religiöses Symbol oder ein reaktionäres religiöses Symbol ist. Ich habe zur Frage der religiösen und politischen Bedeutung des Kopftuches in meinem Beitrag nichts geschrieben. Die Frage nach der Bedeutung des Kopftuches ist eine interessante religionspolitische Frage. Sie hat mit der Frage, wann der Staat neutral ist und wann nicht, nichts zu tun. Es ist für die Frage nach der staatlichen Neutralität völlig belanglos, ob das Kopftuch progressiv oder reaktionär ist. Wenn religiöse Symbole in bestimmten Bereichen des öffentlichen Dienstes mit der staatlichen Neutralität nicht vereinbar sein sollten, dann ist dies auch so, wenn das Kopftuch religiös progressiv ist. Wenn religiöse Symbole in bestimmten Bereichen des öffentlichen Dienstes mit der staatlichen Neutralität vereinbar sein sollten, dann ist dies auch so, wenn das Kopftuch religiös reaktionär ist.
    Gita Neumann bestätigt mit ihrer ausführlichen Debatte um die politische Bedeutung des Kopftuchs meine These, dass die Ablehnung religiös konnotierter Bekleidung im öffentlichen Dienst häufig auf einer islamfeindlichen Attitüde beruht. Denn nur aus einer solchen Einstellung heraus bekommt die Verknüpfung einer Kritik des Kopftuchs als religiösem Symbol mit dem Problem der staatlichen Neutralität einen Sinn.
    Religionsfeindlichkeit – egal welcher Religion gegenüber – ist jedoch anders als Religionskritik eine Einstellung, die im Hinblick auf die gesellschaftliche Integration verheerend und mit meinem Verständnis von Humanismus auch nicht vereinbar ist, denn sie weigert sich, das unzweifelhaft bei vielen Menschen vorhandene Bedürfniss nach Religion und die identitätsstiftende Funktion von Religion ernst zu nehmen.

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